Whitepaper: Pflanzliche Alternativen im Aufwind – Wie der Maschinen- und Anlagenbau von der Entwicklung profitieren kann
17. Oktober 2023Studie: Marke, Handelsmarke oder beides? Wie Foodhersteller die Schicksalsfrage für sich entscheiden können
7. November 2023Autor
Marisa Elsäßer
INTERVIEW
„Jetzt ist neue Widerstandskraft gefragt“: Fünf Fragen an Dr. Sebastian Theopold zu den TOP 100 des Mittelstands.
Interview
Wo steht der deutsche Mittelstand im Jahr 2023 – dem Jahr, in dem der Begriff „Polykrise“ in den allgemeinen Sprachgebrauch überging? In dem die letzten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf globale geopolitischen Spannungen trafen und die Klimakrise auf Engpässe bei Energie und Rohstoffen? Diese Frage haben wir Dr. Sebastian Theopold gestellt, der seit über zehn Jahren mit dem „TOP 100 Ranking des Mittelstands“ für das Handelsblatt die wachstums- und ertragsstärksten Mittelständler auszeichnet.
„Aus Just in time wird Just in Case”
Dr. Sebastian Theopold, Mittelstandsexperte bei Munich Strategy
Wie ist die aktuelle Stimmung im Mittelstand?
Theopold: Die Stimmung ist getrübt und liegt wie ein dichter Nebel über dem deutschen Mittelstand. Nach einer jahrelangen Hochkonjunktur und starken Post-Corona-Jahren sind die aktuellen Wirtschaftsdaten sehr ernüchternd. Allen ist klar, dass die derzeitige Rezession den Kern des Geschäftsmodells im Mittelstand angreift. Das basierte stark auf globalem Wachstum, freiem Handel und günstiger Energie. Die neue Realität hingegen ist geprägt von geopolitischen Verwerfungen, Blockbildungen und Sanktionen. Dafür müssen die Unternehmen die passenden Antworten und Strategien entwickeln.
Wie können diese Strategien aussehen? Was ändert sich jetzt?
Theopold: Die Stärke des deutschen Mittelstands war immer seine Innovationskraft, vor allem im Bereich B2B, seine technische Kompetenz, etwa bei Deeptech, und die starke Spezialisierung in der Nische. In Zeiten freier Märkte war es für viele deutsche Mittelständler ein Leichtes, ihre hochspezialisierten Geschäftsmodelle global auszurollen und dadurch zu wachsen. Wenn sich jetzt nach über 30 Jahren die Rahmenbedingungen ändern, weil die Welt von Globalisierung und freiem Handel in Richtung Blockbildung umschwenkt, können diese Stärken nicht mehr ausgespielt werden. Die Unternehmen müssen vom reinem Wachstumspfad auf ein wohldosiertes Maß an Wachstum und Resilienz umschalten. Langfristiger unternehmerischer Erfolg wird also zukünftig mehr denn je auch eine Frage der Abwehrkräfte sein.
Ganz konkret: Wie stärken die Unternehmen ihre Abwehrkräfte?
Theopold: Ganze Märkte können über Nacht wegbrechen. Nur wer mit abrupten Rückschlägen oder Einschränkungen, sei es durch Sanktionen oder Kriege, richtig umgehen kann und sie einkalkuliert, wird in der neuen Welt ein Gewinner sein. Dazu gehört auch, die Absatzmärkte und Lieferketten breit und flexibel aufzustellen, um Veränderungen kompensieren zu können. Aus “Just in Time” wird dann “Just in Case”. In Richtung der Kunden geht es darum die Vernetzung zu intensivieren, um dadurch weniger austauschbar zu werden. Digitale Servicemodelle, Softwareapplikationen und Automatisierungslösungen sind Teil der strategischen Initiativen, die wir mit unseren Kunden diskutieren.
Was zeichnet die wachstumsstärksten 100 Mittelständler aus?
Theopold: Unternehmen der TOP 100 besetzen eine klar abgegrenzte Nische in ihrer Branche. Sie werden darin zu Themen- und Wissensführern, durch ihr technologisches Knowhow und ihre serviceorientierte Kundenbeziehung. Und so zum Performance-Leader mit nachhaltigem Umsatzwachstum und überdurchschnittlichen Ertragsquoten. In der aktuellen Situation schaffen sie außerdem die perfekte Balance zwischen Umsatz und Ertrag. Denn nur wer den Umsatz steigert, kann Marktanteile ausbauen. Und nur wer dabei auch Erträge erzielt, kann ausreichende Mittel in Innovationen stecken. Dabei folgen sie zwar einer langfristigen Strategie. Sie sind aber nicht dogmatisch und nehmen kurzfristige Anpassungen vor, wenn es notwendig ist.
Viele der Unternehmen im Ranking bieten Lösungen für die Digitalisierung und Automatisierung der Industrie. Warum ist das eine besondere Stärke des deutschen Mittelstands?
Theopold: Die deutsche Ingenieurskunst wird immer noch weltweit für ihre Qualität und Innovation geschätzt. Wir sehen aber auch einen Shift: Weg vom reinen Maschinenbau, hin zur vollvernetzten Anlage. Die deutschen Maschinenbauer sind in industriellen Produkten und Prozessen weltweit führend, das zeigt sich auch im Ranking. Über die Jahrzehnte hat sich einiges an Erfahrung, vor allem im deutschen Mittelstand, angesammelt. Nun schöpfen die Maschinen- und Anlagenbauer diesen Topf mit beiden Händen aus. Diese Einzigartigkeit wird auch zukünftig tragen – wenn es den Unternehmen gelingt, ihre Geschäftsmodelle an die neuen Gesetzmäßigkeiten anzupassen.
Vielen Dank für deine Einschätzung!
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Dr. Sebastian
Theopold
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