
Ranking: Deutschlands wachstumsstärkste Mittelständler 2025
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Marisa Elsäßer
INTERVIEW
„Resilienz wird zur wichtigsten Managementkompetenz im Mittelstand.“ Interview mit Dr. Sebastian Theopold


Interview
Die aktuelle Polykrise verändert die Spielregeln des Mittelstands. Wer weiterhin erfolgreich sein will, braucht heute mehr als Effizienz – gefragt sind Resilienz, Internationalisierung und eine klare Zukunftsagenda. Die „TOP 100“ des deutschen Mittelstands zeigen, dass selbst unter schwierigen Bedingungen Wachstum und Ertragskraft möglich bleiben. Wir haben mit Dr. Sebastian Theopold darüber gesprochen, was die besten Unternehmen 2025 auszeichnet und wie sie sich für die nächsten Jahre aufstellen.
„Die „TOP 100“ zeichnen sich durch ein besonderes Zukunfts-Mindset aus: Sie denken international, handeln agil und nutzen Veränderung, um sich neu zu erfinden. So bleiben sie auch 2025 auf Kurs Wachstum.”
Dr. Sebastian Theopold, Mittelstandsexperte bei Munich Strategy
Herr Theopold, wie müssen Mittelständler aufgestellt sein, um in Zeiten multipler Krisen dauerhaft erfolgreich zu sein?
Theopold: Wir befinden uns in einer Polykrise – ein Zusammenspiel geopolitischer Konflikte, Protektionismus, Energie- und Klimarisiken sowie Fachkräftemangel. Das bedeutet: Resilienz ist vor reine Effizienz zu stellen. Erfolgreiche Unternehmen arbeiten aktiv mit Unsicherheit. Sie diversifizieren Lieferketten, bauen Frühwarnsysteme auf und planen Szenarien auch für schwierige Marktbedingungen. Gleichzeitig gilt: Transformation darf nicht verschoben werden. Digitalisierung, Automatisierung und der Einsatz von KI sind ebenso Pflicht wie Investitionen in nachhaltige Produktions- und Geschäftsmodelle. Die Wachstumsstars der Studie denken nicht in Problemen, sondern in Chancen, die sich aus der Neuordnung der Weltwirtschaft ergeben.
Zuletzt galten Spezialisierung und ein klarer strategischer Fokus als Erfolgsfaktoren. Hat sich daran etwas geändert?
Theopold: Der Fokus bleibt entscheidend, reicht aber allein nicht mehr. Erfolgreich ist, wer seine Stärke international skaliert. Die TOP 100 zeigen klar: Sie sind nicht nur in Deutschland führend, sondern bauen Marktpositionen gezielt in ausgewählten Regionen aus. Beispielsweise Mosca, ein Unternehmen aus der Verpackungsindustrie, demonstriert, wie technologische Stärke international erfolgreich umgesetzt wird: lokale Präsenz, kundenspezifische Lösungen, klare Marktführungsambitionen. Während viele „Wackelkandidaten“ in möglichst vielen Ländern aktiv sind, aber nirgendwo wirklich dominieren, konzentrieren sich die erfolgreichen Unternehmen auf weniger Länder.
Welche Rolle spielen Internationalisierung und der Fachkräftemangel?
Theopold: Internationalisierung ist für viele Mittelständler längst Überlebensfrage. Wer Märkte wie die USA oder China mit lokaler Präsenz bespielt, hat klaren Vorsprung. “Local for local” ist heute strategischer Imperativ, wobei hier auch klar zu sagen ist: niemand trifft strategische Unternehmensentscheidungen nur beruhend auf den von Präsident Trump verhängten US-Importzöllen und der damit verbundenen Idee, Produktion in die USA zu holen. Der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Engpass: Unternehmen mit klarer Arbeitgeberpositionierung und digitalen Prozessen haben Vorteile, auch in der Effizienz. Es gilt, mit attraktiven Arbeitsbedingungen, Weiterbildung und digital unterstützen Prozessen Fachkräfte zu binden.
Welche Branchen versprechen künftig überdurchschnittliches Wachstum?
Theopold: Wir sehen drei klare Schwerpunkte: Erstens die Gesundheitswirtschaft, die von der wachsenden Nachfrage nach Pharmazeutika und Nahrungsergänzungsmitteln profitiert. Zweitens Hochtechnologien wie Halbleiter, Photonik oder Messtechnik. Elmos beispielsweise, ein führender Hersteller von Halbleitern für die Automobilindustrie, nimmt eine globale Spitzenposition ein im stark wachsenden Markt für Sensoren, die für die Digitalisierung und Automatisierung von Fahrzeugen entscheidend sind. Und drittens Software und digitale Lösungen, etwa für Industrie, Bau oder Healthcare. Auch im Bereich Luft- und Raumfahrt zeigen Unternehmen wie die Reiser Simulation and Training GmbH, wie technologischer Vorsprung und hochpräzise Lösungen weltweit Wachstum erzeugen können. Reiser entwickelt High-End-Simulationssysteme für sicherheitskritische Anwendungen, kombiniert Ingenieurskunst mit Digitalisierung und ist international in anspruchsvollen Märkten aktiv, ein typischer Technologieführer „Made in Germany“.
Wie müssen sich deutsche Mittelständler vorbereiten, um im globalen Wettbewerb zu bestehen?
Theopold: Die Formel lautet: international, digital, resilient. International, um Wachstumsregionen zu erschließen. Digital, um skalierbar zu bleiben. Resilient, um externe Schocks abfedern zu können.
Welche Rahmenbedingungen muss der Staat verbessern?
Theopold: Unternehmer benennen seit Jahren ähnliche Punkte: zu viel Bürokratie, langsame Genehmigungen, unsichere Energiepreise. Wir brauchen strukturelle Reformen, nicht Einzelprogramme. Auch beim Fachkräftethema muss die Politik konsequenter werden: Zuwanderung erleichtern, Anerkennungsverfahren beschleunigen, duale Ausbildung stärken. Zudem braucht es Investitionen in Infrastruktur und digitale Netze. Wenn wir diese Hausaufgaben machen, kann der Mittelstand seine Stärken voll ausspielen.
Was sagt die Studie über den Standort Deutschland?
Theopold: Deutschland bleibt wichtig, aber der industrielle Kern wandelt sich. Wir sehen eine klare Verschiebung hin zu Wissen, Technologie, Software und Services.
Für global agierende Unternehmen wird entscheidend sein, Fähigkeiten optimal international zu verteilen – Deutschland als Forschungs- und Entwicklungsstandort, Produktion stärker dort, wo Nachfrage wächst. Entscheidend ist: Deutschland bleibt Teil der Wertschöpfung.
Welche Auffälligkeiten ergeben sich im Vergleich zum Vorjahr?
Theopold: Die Ausschläge früherer Krisen flachen ab, wir beobachten eine Konsolidierung. Es gibt nur 30 Neu- oder Wiedereinsteiger. Auffällig ist die stabile Spitzengruppe: Unternehmen wie ATOSS, AIXTRON oder Vector Informatik sind seit Jahren auf Top-Plätzen vertreten. Wer Digitalisierung und Internationalisierung früh konsequent umgesetzt hat, ist heute stabil vorne.
Welche Trends lassen sich für die kommenden Jahre ableiten?
Theopold: Resilienz wird zum zentralen Steuerungsprinzip. KI und Automatisierung beschleunigen Wertschöpfung in allen Branchen. Nachhaltigkeit wird wirtschaftlich, nicht ideologisch verstanden. Beispielsweise zeigt KLEUSBERG, wie modulare Bauweisen mit Digitalisierung und Ressourceneffizienz kombiniert werden können. Es geht nicht um „grün um jeden Preis“, sondern um nachhaltige Wirtschaftlichkeit.
Welche Branchen stehen besonders unter Druck?
Theopold: Energieintensive Industrien und einige Grundstoffbranchen kämpfen weiterhin mit Kosten, Regulierung und internationaler Konkurrenz. Dort ist Erneuerungsfähigkeit entscheidend, um wieder Anschluss zu finden.
Gibt es Muster, die Erfolg oder Misserfolg erklären?
Theopold: Ja. Erfolgreiche Unternehmen haben strategische Puffer aufgebaut: finanziell, operativ, technologisch. Sie begreifen Veränderung als Spielfeld. Misserfolg droht dort, wo Unternehmen in der Schockstarre verharren und notwendige Transformation aufschieben. Am Ende ist es eine Führungsfrage.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung!
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presse@munich-strategy.com
Dr. Sebastian
Theopold
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