Vorstellungsgespräch in der Strategieberatung: So läuft es ab

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Autor
Nina Morgenthal

ARTIKEL

Vorstellungsgespräch in der Strategieberatung: So läuft es ab. Von Nina Morgenthal.

Wie prüfen Personaler, ob ein Bewerber das Zeug zum Strategieberater hat? Worauf kommt es im Bewerbungsgespräch in einer Strategieberatung an?

Munich Strategy HR-Managerin Nina Morgenthal fasst in diesem Artikel ihre Erfahrungen zusammen. Sie erklärt, was im ersten Gespräch passiert – und worauf Bewerber achten sollten.

“Strategieberater müssen in der Lage sein, große Fragen zu zerlegen, um sie in den Einzelheiten zu prüfen – ohne dabei das große Ganze aus dem Blick zu verlieren!”

Nina Morgenthal

Ist unser Geschäftsmodell zukunftsfähig? Geht unsere aktuelle Strategie in die richtige Richtung? Wie werden sich Markt und Wettbewerb verändern? Externe Strategieberater werden beauftragt, wenn in Unternehmen schwierige, grundlegende Fragestellungen anstehen – Fragestellungen, die auf Vorstands- und Geschäftsführerebene angestoßen werden. Nicht ohne Grund wird die Strategieberatung deshalb oft als „Königsdisziplin“ des Consultings bezeichnet.
Wer den Einstieg als Strategieberater schafft, hat aber nicht nur die Chance, große Entscheidungen in Unternehmen mitzugestalten. In keiner anderen Branche ist die Lernkurve so steil, nirgendwo sonst können Berufseinsteiger ihre Fähigkeiten und Kompetenzen so schnell ausbauen. Auch die Zukunftsaussichten sind gut: Erfolgreiche Ex-Berater werden gerne im Top-Management großer Unternehmen eingestellt, sind durch ihre Erfahrung mit unterschiedlichen Firmen, Projekten und Inhalten High Potentials auf dem Arbeitsmarkt.
Sie spielen mit dem Gedanken, sich in einer Strategieberatung zu bewerben oder möchten den Wechsel aus einer anderen Beratungsdisziplin wagen? Ob Sie das Zeug zum Strategieberater haben, wird im Bewerbungsgespräch meist in mehreren Schritten geprüft:
1. Die Mindestanforderung: perfekte Bewerbungsunterlagen.
Eigentlich kein Teil des Vorstellungsgesprächs, aber die Voraussetzung dafür: In Ihren Bewerbungsunterlagen sollten Sie sich uns schon perfekt präsentiert haben. Ihre Dokumente sind vollständig und fehlerfrei, Sie haben in Ihrem Anschreiben und Lebenslauf die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere zusammengefasst und schlüssig dargelegt, weshalb Sie genau der Kandidat sind, der zu uns passt. Wir haben diese sorgfältig geprüft und möchten nun im Gespräch den Menschen hinter dem Profil kennenlernen.
2. Der Einstieg: Wir stellen UNS vor.
Genau eine Sache sollte in der Einstiegsphase nicht passieren: Das einladende Unternehmen hält einen Monolog, in dem es sich selbst beweihräuchert, beim Kandidaten wächst die Nervosität. Trotzdem: Nicht nur Sie stellen sich uns vor – auch wir präsentieren uns als Arbeitgeber. Um den Gesprächseinstieg zu erleichtern, Sie ‚abzuholen‘ und um Ihnen Teaser für das nachfolgende Gespräch zu liefern, erklären wir in unseren Worten, was wir tun, wie wir unser Unternehmen sehen und was uns wichtig ist. Übrigens: Ein Interview bei Munich Strategy findet meistens mit einem HR-Manager und mit einem unserer Gründer oder Partner statt. Wer hier gut zuhört und versucht, zu verstehen, was die Menschen hinter der Firma bewegt, findet leicht einen Einstieg ins Gespräch.
3. Das Gerüst: Ihr Lebenslauf.
Wir bitten Sie in der Regel nun, uns kurz durch Ihren Lebenslauf zu führen. Wir haben diesen gelesen, deshalb geht es hier nicht um eine akribische, chronologische Wiedergabe der einzelnen Stationen. Uns interessiert vielmehr, was Sie als relevante Berufserfahrung sehen, was Sie in den einzelnen Stationen gelernt haben und wie Sie diese Erfahrung bei Munich Strategy einsetzen möchten. Überlegen Sie: Was ist interessant und relevant für uns? Wir möchten in dieser Phase des Gesprächs sehen, dass Sie Inhalte strukturieren und priorisieren können – beide sind wichtige Fähigkeiten für Strategieberater. Was ist außergewöhnlich, wo haben Sie eventuell Hürden überwunden und schwierige Aufgaben gemeistert? Warum haben Sie sich besonderes Wissen angeeignet? Erzählen Sie uns davon! Was ist Ihr persönliches berufliches Ziel und welchen Weg sind Sie gegangen, um dieses zu erreichen? Wir sind begeistert, wenn wir sehen, dass jemand seine beruflichen Stationen strategisch (!) auswählt – am besten jedoch nicht nur mit der Karriereleiter im Blick, sondern auch, weil echtes Interesse und echte Leidenschaft für die Themen dahinterstehen.
4. Im Mittelpunkt des Gesprächs: Ihre Fähigkeiten!
In dieser Phase sollte ein echtes Gespräch in Gang kommen. Wir haken ein, wenn wir etwas besonders interessant finden. Je mehr Berufserfahrung Sie mitbringen, desto mehr geht es in dieser Phase ins Fachliche. Welche Rolle hatten Sie in einem Projekt, welches Volumen umfasste dies, um welche Branchen, Märkte, Länder und Inhalte ging es? Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht, was weniger?
Bei Berufseinsteigern (Junior Associates und Associates) geht es für uns mehr darum, Ihre analytische und lösungsorientierte Denkweise zu testen. Unsere Kunden beschäftigen sich mit großen, übergeordneten Fragen: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen? Wie entwickeln sich unser Markt und unser Wettbewerb in den nächsten fünf Jahren? Strategieberater müssen deshalb in der Lage sein, große Fragen zu zerlegen, um sie in den Einzelheiten zu prüfen – ohne dabei das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. Wir möchten zum Beispiel sehen, wie Sie einen Markt segmentieren würden. Eine mögliche Frage wäre: „Wie würden Sie vorgehen, um das Marktvolumen für Fleischersatzprodukte in Deutschland zu ermitteln?“ Es geht dabei nicht darum, dass Sie uns die richtige Lösung liefern müssen – diese werden Sie nicht parat haben. Viel wichtiger ist für uns, zu sehen, wie Sie an die Aufgabe herangehen. Sie könnten zum Beispiel vorschlagen, die drei größten Wettbewerber zu ermitteln, von denen Sie wissen, dass sie zusammen 90% Marktanteile haben und deren Umsatz zu addieren. Oder Sie könnten annehmen, dass die Zahl der in der EU verkauften Fleischersatzprodukte vorliegt und diese anhand der Einwohner Deutschlands herunterbrechen. Als Einsteiger müssen Sie uns keine perfekte Herleitung liefern. Wir helfen Ihnen, wenn Sie stecken bleiben – aber die Ideen müssen von Ihnen kommen. Wir könnten zum Beispiel auch fragen, wie Sie an Daten für Ihre Recherche kommen. Wer hier mit „Ich würde googeln.“ antwortet, zeigt uns nicht wirklich, dass er Lust hat, die Aufgabe zu lösen. Wer dagegen darauf kommt, dass man mit einem Verband sprechen könne, Studien oder Fachzeitschriften hinzuziehen oder sogar Kunden und Wettbewerber eines Unternehmens befragen könne, zeigt, dass er lösungsorientiert vorgeht.
Es geht für uns auch darum, zu sehen, ob Sie Spaß daran haben, tief in neue Themen einzutauchen und diese wirklich zu verstehen. Unsere Strategieprojekte dauern in der Regel drei bis vier Monate, eine Commercial Due Diligence zum Beispiel nur wenige Wochen. Das bedeutet: Unsere Berater springen immer wieder ins kalte Wasser – neue Kunden, neue Branchen und immer wieder neue Inhalte, die es zu durchdringen gilt. Neugier und der Wille, sich schnell in komplexe Themen einzuarbeiten, sind unabdingbar.
5. Der ‚Perfect Fit‘: Persönlichkeit zählt.
Wenn Sie uns aufmerksam zugehört haben, wissen Sie in dieser Phase des Gesprächs, dass wir meinungsstarke Persönlichkeiten suchen, die ihre Ideen einbringen und – ab einem gewissen Level – für unsere Kunden Ansprechpartner auf Augenhöhe sind. Sie zeigen uns, dass Sie in einem Unternehmen wie Munich Strategy Verantwortung übernehmen möchten. Dazu gehört, dass Sie ab dem Level Associate bei Kundenterminen dabei sind und auch als Junior Associate vom ersten Tag an voll in unsere Projekte eingebunden werden.
Wenn wir das Gefühl haben, dass Sie noch nicht so viel von Ihrer „echten“ Persönlichkeit gezeigt haben – oft liegt es daran, dass Bewerber Angst haben, etwas Falsches zu sagen – stellen wir in diesem Teil des Gesprächs Fragen, die eine „natürliche Reaktion“ hervorrufen sollen. Keine Angst: Es geht dabei nicht um klassische Brainteaser oder darum, Sie aufs Glatteis zu führen. Einen Bewerber, der in einer Schule in Malawi Kinder und Jugendliche unterrichtet hatte, fragten wir zum Beispiel, warum seine Wahl gerade auf Malawi gefallen war. Seine Antwort war ebenso spontan wie direkt: „Weil es das günstigste Angebot war.“ Der Bewerber hätte auch eine fadenscheinige Erklärung liefern können – zum Beispiel, dass er die Kolonialgeschichte des Landes besonders interessant fände. Stattdessen war er ehrlich und selbstbewusst genug, die erste Antwort zu geben. Beide Eigenschaften werteten wir als positiv.
Auf höheren Levels sollten Sie in dieser Phase auch zeigen, dass Sie gut informiert sind und eine Haltung zu den Themen haben, die uns und unsere Kunden bewegen. In der Strategieberatung geht es um Weitblick – politische Veränderungen und Makro-Wirtschaftsthemen sind dabei ebenso wichtig wie neue Technologien oder Trends in unseren Märkten. Dazu gehört beispielsweise eine Meinung dazu, wie sich ein möglicher Brexit oder der Handelsstreit zwischen China und den USA auf den deutschen Mittelstand auswirken oder wie künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird.
In dieser Phase des Gesprächs werden Sie oft auch gefragt, ob von Ihrer Seite noch Fragen offen sind. Optimalerweise haben Sie diese schon im Gespräch gestellt, daraus hat sich ein Dialog ergeben. Versuchen Sie, in diesem Gesprächsabschnitt, ‚plumpe‘ Fragen à la „Kann ich mich auf eine Branche spezialisieren?“ zu vermeiden, da sie das Gespräch aus der inhaltlichen Ebene reißen. Sie können auch zu einem späteren Zeitpunkt gestellt werden – es sei denn, die Antwort ist ausschlaggebend für Ihre Entscheidung. Fragen Sie nur, was Sie wirklich interessiert und nicht, weil Sie das Gefühl haben, Sie müssen Fragen stellen.
6. Der Abschluss: Hard Facts.
Im letzten Teil des Vorstellungsgespräches sind alle inhaltlichen Fragen geklärt. Jetzt geht es – für beide Seiten – um die Konditionen. Wer diese Phase erreicht, hat in der Regel im Gespräch überzeugt. Nichtsdestotrotz gibt es auch im letzten Teil des Gesprächs Fallstricke, über die Sie stolpern können. Am häufigsten passiert das, wenn Bewerber ‚Hard Facts‘ wie ihre Verfügbarkeit (Kündigungsfrist, frühestmöglicher Eintrittstermin) oder ihren Gehaltswunsch nicht parat haben. Für uns sind beide Informationen wichtig, um Ihnen ein Angebot machen zu können. Verzögert sich der Austausch dieser Informationen unnötigerweise, bedeutet das fehlende Klarheit für Sie und für uns.
Wir informieren Sie direkt in unserem Gespräch, wie es im Prozess weitergeht – d.h., wann und wie Sie von uns hören, wie die nächsten Schritte aussehen und welche Informationen gegebenenfalls noch geprüft werden müssen. Junior Associates werden in der Regel nach ihrem Gespräch zum Excel- und PowerPoint-Test gebeten. Oft machen wir mit Bewerbern auch einen kurzen Rundgang durch unser Büro, um ihnen ein Gespür für unsere Unternehmenskultur zu geben.
Dass wir uns dabei ebenso öffnen wie Sie dies uns gegenüber tun, ist für uns selbstverständlich. Dazu gehört auch, dass wir Ihnen ehrlich mitteilen, wenn Ihre Erwartungen bei uns nicht erfüllt werden können. Als mittelständische Beratung suchen wir nur Mitarbeiter, die unser Unternehmen bereichern und deren Persönlichkeit zu Munich Strategy passt. Wir verzichten deshalb auf Assessment Center und Fallstudien – und setzen lieber auf ein handverlesenes, persönliches Kennenlernen auf Augenhöhe mit den Kandidaten.
Haben wir Sie neugierig auf die Strategieberatung und auf einen Einstieg bei Munich Strategy gemacht? Haben Sie Fragen zu unserem Bewerbungsprozess oder Ihren Karrieremöglichkeiten in unserem Unternehmen?
Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!
Übrigens: Ich verzichte der besseren Lesbarkeit wegen auf die permanente Doppelung von „Bewerber/Bewerberin“ bzw. „Berater/Beraterin“ etc. Seien Sie aber versichert: Wir suchen auf allen Levels fähige Kolleginnen und Kollegen.

Ihr Ansprechpartner

t +49 – 89 – 1250 1590
presse[a]munich-strategy.com
Nina
Morgenthal

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